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Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch

Lengacher

Wer den Weg von der Riederfurka auf die Belalp oder umgekehrt, über die neu gebaute Hängebrücke, unter die Füsse nimmt, durchquert den «Lengacher» im Üsseren Aletschji. Diese kleinere, rund 500m lange Verflachung, liegt eingebettet zwischen den steil abfallenden Felswänden der Obfliejeregga und der Rundhöckerflur. Der Name «Lengacher» ist in keiner Karte verzeichnet und existiert nur in der Sprache der Einheimischen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um die überlieferte Bezeichnung eines früher alpwirtschaftlich genutzten Geländeabschnittes und erinnert an Zeiten, als der Grosse Aletschgletscher bedeutend kleiner und das Klima entsprechend milder war als heute. Wahrscheinlich befanden sich damals, wie der Name vermuten lässt, im «Lengacher» vereinzelt kleinere Äcker. 

Der lokalen Überlieferung zufolge soll in einer solch klimagünstigen Zeit sogar ein im Üsseren Aletschji gewachsener Apfelbaum vererbt worden sein, und auf der Riederalp zeigte man früher einen Tisch aus Holz von einem Nussbaum, der ebenfalls vom Üsseren Aletschji stammt. Ob dies stimmt, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Fest steht jedoch, dass im «Lengacher» und seiner näheren Umgebung in früheren Klimagunstphasen hochstämmige Lärchen standen, die während verschiedener Vorstossphasen des Grossen Aletschgletschers vom Eis erfasst und umgedrückt wurden. Ihre Stämme und Wurzelstöcke kamen zum Vorschein, als der Grosse Aletschgletscher nach dem Hochstand um 1860 zu schwinden begann und das Gebiet eisfrei wurde. Die Hölzer datieren aus der Römerzeit, dem Mittelalter und dem 16. Jahrhundert und beweisen zweifellos, dass der Grosse Aletschgletscher damals, als die Bäume wuchsen, relativ gering ausgedehnt und der «Lengacher» nicht eisbedeckt war. Drei Lärchenstämme aus dem «Lengacher», die aus der Zeit um 1600 datieren, wurden von Menschenhand gefällt und weisen Beilspuren auf. Sehr wahrscheinlich wollte man das Holz vor dem vorstossenden Gletscher retten, wie dies auch im 19. Jahrhundert kurz vor dem Hochstand um 1860 der Fall war.  

 

Gletscherwelten

Ein Beitrag von Michelle.