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Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch

Rinnenkarren an der Bäregg

Beim Aufstieg zur Bäregg begegnet man am Wegrand eigenartigen Formen auf der Oberfläche des anstehenden Jurakalkes. Es handelt sich um sogenannte Rinnenkarren, eine Form des Karstes. Das oberflächlich abfliessende Wasser und die darin enthaltene Kohlensäure löst den Kalk allmählich auf und es entstehen Karstformen. Diesen Vorgang nennt man Korrosion. Karst ist ein weltweites Phänomen und kommt in den meisten Ländern dort vor, wo Kalkfelsformationen vorhanden sind. Rund ein Fünftel der Erdoberfläche ist verkarstet. In der Schweiz befindet sich die umfangreichste Karstlandschaft zwischen dem Urnersee und dem Glarner­land. Daneben gibt es aber noch viele andere Gebiete, wie in den nördlichen Kalkalpen oder im Jura. Das über die geneigten Felsflächen in Strängen zusammengefasst fliessende Wasser hat in den Kalkfelsen am Weg zur Bäregg im Laufe der Zeit den Kalk langsam aufzulösen begonnen und Rinnenstrukturen geschaffen. Da die Wassermenge nach unten zunimmt, werden die Rinnen nach unten breiter und tiefer.

Das Regenwasser und das Schmelzwasser der Gletscher sickert durch Klüfte in den Fels, zirkuliert im Innern des Berges und löst auch hier den Kalk auf. Es bilden sich Gänge, Schächte und Höhlen. Das zirkulierende Wasser tritt insbesondere nach starken Regengüssen wieder aus dem Fels, und es entstehen kleinere und grössere Sturzbäche wie beispielsweise am Hörnli und am Mättenberg. In den 1990er-Jahren wurden am Oberen Grindelwald­gletscher grosse und komplexe Höhlensysteme entdeckt, die Wurmer- und die Milchbachhöhlen. Sie befinden sich im stark deformierten Jurakalk, welcher dem kristallinen Gestein des Aarmassivs vorgelagert ist. Die Höhleneingänge der Milchbachhöhlen befinden sich in einer senkrechten Felswand oberhalb des Oberen Grindelwaldgletschers. Durch den Schwund des Gletschers sind diese Höhlen 1997 erstmals zugänglich geworden und werden heute von Höhlenforschern intensiv untersucht, auch die im Laufe der Jahrtausende entstandenen Tropfsteine. Diese geben Aufschluss über die klimatischen Verhältnisse in den letzten rund 7000 Jahren.

Vom Werden und Vergehen der Berge

Ein Beitrag von Barbara.